Wurde sie tatsächlich praktiziert?

 

Obwohl die Lehre der Blutsühne öffentlich verkündet und in den 1850ern in die Praxis umgesetzt wurde, kamen so viele Heiden nach Utah, dass die Kirchenführer es für unmöglich hielten, mit der Praxis fortzufahren. Der Mormonenschreiber Klaus J. Hansen erklärte: „1888 bemerkte der Apostel   Charles W. Penrose: ‚Wegen der Gesetze des Landes und der Voreingenommenheit der Nation und der Ignoranz der Welt, kann dieses Gesetz nicht ausgeführt werden, aber wenn die Zeit kommt, dass das Gesetz Gottes in ganzer Macht auf der Erde sein wird, dann wird diese Strafe für die Vergehen verhängt werden, die von Personen begangen werden, die unter dem Bündnis stehen, sie nicht zu begehen.’ Aber kurz nachdem die Mormonen die Regierung Gottes in Utah gründeten, wovon sie glaubten, dass sie eine ständige Basis sein würde, versuchten sie diese Lehre durchzusetzen. Brigham Young bestand darauf, dass es ‚eine Menge von Beispielen’ gäbe, “bei denen Menschen rechtmäßig getötet wurden, um ihre Sünden zu sühnen’. (Quest for Empire, S. 70)

 

Heute sind die Mormonenführer über die Lehre der Blutsühne gespalten. Morris L. Reynolds schrieb an mehrere prominente Mormonen und befragte sie über die Blutsühne. Hugh B. Brown, ein Mormonenapostel und ein Mitglied der Esten Präsidentschaft unter Präs. McKay, gab folgende Antwort in einem Brief vom 13. Mai 1966:

 

„Es gibt keine Lehre der Kirche, die das Vergießen von Blut für die Erlösung fordert, wenn bestimmte Sünden begangen worden sind. Wir sind wegen einer solchen Lehre angeklagt worden, aber es ist nicht wahr.“ (Brief von Hugh B. Brown)

 

Obwohl Bruce R. McConkie, vom Ersten Rat der Siebzig, behauptet, dass die Blutsühne nicht wirklich praktiziert wurde, aber meint er, dass sie ein wahrer Grundsatz ist: „…unter gewissen Umständen gibt es einige ernsthafte Sünden, für die die Reinigung Christi KEINE WIRKUNG HAT, und das GESETZ GOTTES ist, dass Menschen IHR EIGENES BLUT VERGIESSEN lassen müssen, UM FÜR IHRE SÜNDEN ZU SÜHNEN…“ (Mormon Doctrine, von Bruce R. McConkie, 1958er-Ausg., S. 87)

 

B. H. Roberts, der der Assistierende Kirchengeschichtsschreiber war, beschrieb die Lehre der Blutsühne wie folgt: „…was ist für die ERLÖSUNG der Seele notwendig, wo doch Sünden einen AUSSERHALB der Reichweite von stellvertretenden Mitteln der Erlösung versetzen – dann ist es das VERGIESSEN DES SÜNDERS EIGENEN BLUTES, auf das man sich hier beziehen muss.“ (A Comprehensive History of the Church, von B. H. Roberts, 1965er-Ausgabe, Bd. 4, S. 129)

 

Hyrum L. Andrus von der Brigham-Young-Universität machte folgende Aussage in Bezug auf die Blutsühne: „Das Konzept, das hier ausgesprochen wird, das eher als die Lehre von der Blutsühne bekannt ist, legte die Grundlage für die Einsetzung der Todesstrafe in Utah für Mord. Ihre Grundlage ist theologisch, wobei behauptet wird, dass es bestimmte Verbrechen gibt, die das Sühnopfer Christi nicht abdeckt… die PERSON SELBST MUSS DIE SCHULD BEZAHLEN, entweder hier oder hiernach. Daher erachtete es man in einigen Fällen als richtig, DAS LEBEN SOLCHER PERSONEN DURCH DAS VERGIESSEN IHRES BLUTES ZU NEHMEN, damit am Tage der Erlösung Gnade für sie beansprucht werden könnte.“ (Joseph Smith and World Government, von Hyrum L. Andrus, Salt Lake City, 1963, S. 107)

 

Wie wir schon gezeigt haben, glaubte Joseph F. Smith, der der sechste Präsident der Mormonenkirche wurde, so fest an die Lehre der Blutsühne, dass er in Carthage beinahe einen Mann tötete. Sein Sohn Joseph Fielding Smith, der der 10. Präsident wurde, glaubt immer noch an diese Lehre, obwohl er der Tatsache nicht ins Auge sehen kann, dass sie im frühen Utah eigentlich schon praktiziert wurde. In seinem Buch Doctrines of Salvation erklärte er:

 

WAHRE LEHRE DER BLUTSÜHNE. Jetzt nur ein oder zwei Worte über das Thema Blutsühne. Was ist diese Lehre? Unverfälscht, wenn es Ihnen gefällt, und die bösartigen Anspielungen und verlogenen Anschuldigungen, die so oft gemacht worden sind, beiseite lassend, ist es einfach folgendes: Durch das Sühnopfer Christi können alle Menschen erlöst werden, durch Gehorsam gegenüber den Gesetzen und Verordnungen des Evangeliums…

Aber der Mensch kann entsprechend seinem Licht und seiner Erkenntnis bestimmte schwerwiegende Sünden begehen, die ihn außerhalb der Reichweite des sühnenden Blutes Christi versetzen. Wenn er dann errettet werden wollte, MÜSSTE ER DAS OPFER SEINES EIGENEN LEBENS ZUR SÜHNE für jene Sünde darbringen, so weit es in seiner Macht steht, denn das Blut Christi ALLEIN wird unter bestimmten Umständen nichts nützen…

SÜHNOPFER UND TODSÜNDEN. Joseph Smith lehrte, dass es bestimmte Sünden gäbe, die ein Mensch begehen kann, die so schwerwiegend sind, dass sie den Übertreter außerhalb der Macht des Sühnopfers Christi versetzen. Wenn diese Vergehen begangen worden sind, dann wird das Blut Christi sie nicht von ihren Sünden reinigen, auch wenn sie BUSSE TÄTEN. DESHALB IST IHRE EINZIGE HOFFNUNG, IHR EIGENES BLUT ZUR SÜHNE VERGIESSEN ZU LASSEN, so weit es um ihretwillen möglich ist… Und Menschen HABEN für bestimmte Vergehen, insofern sie es konnten, für ihre Sünden SÜHNEN MÜSSEN, durch die sie sich außerhalb der erlösenden Macht des Blutes Christi versetzt haben.“ (Doctrines of Salvation, von Joseph Fielding Smith, Salt Lake City, 1954, Bd. 1, S. 133-136)

Nachdem er den Glauben an die Lehre der „Blutsühne“ zum Ausdruck gebracht hatte, drehte sich Präsident F. Smith auf der Stelle um und sagte, dass sie eigentlich nie in der Mormonenkirche praktiziert wurde:

„Aber dass die Kirche ‚Blutsühne’ an Abtrünnigen und irgendwelchen anderen praktizierte, was von Geistlichen der ‚Reorganisation’ gepredigt wird, ist eine verdammenswerte Unwahrheit…

Wussten Sie nicht, dass an keiner einzige Person die ‚Blutsühne’, wie Sie es gern nennen, für Abtrünnigkeit oder irgendeine andere Sache vollstreckt wurde?... Wissen Sie von irgendjemanden, dessen Blut auf Gebot der Kirche oder ihrer Mitglieder vergossen wurde, um ihre Seelen zu retten?...

Nirgends in der Geschichte dieses Volkes kann auf eine Zeit hingewiesen werden, wann die Kirche je versucht hätte, einen Abtrünnigen zu verurteilen oder hinzurichten, wie es Ihre Erklärung aussagt.“ (Ebenda, S. 136-137)

 

 Diese Behauptung von Joseph Fielding Smith ist sicherlich weit von der Wahrheit entfernt. In unserem Buch The Mormon Kingdom, Band 2, haben wir die Tatsache dokumentiert, dass viele Menschen wegen der Lehre der Blutsühne im frühen Utah ihr Leben verloren. Ein Beispiel findet man in den „Confessions of John D. Lee“:

 

„…das sündige Mitglied sollte für die Vergebung seiner Sünden getötet werden; folgendes wurde von den Führern gelehrt und vom Volk geglaubt, nämlich dass das Richtige, das mit einem Sünder, der nicht Buße tut und dem Rat gehorcht, zu tun wäre, das wäre, das Leben des widerstrebenden Beteiligten zu nehmen und somit seine ewige Seele zu retten. Dies nannte man ‘Blutsühne’…

Die tödlichste Sünde unter dem Volk war Ehebruch und VIELE MENSCHEN WURDEN IN UTAH WEGEN DIESES VERGEHENS GETÖTET.

Rosmos Anderson war ein Däne… Er hatte eine Witwe geheiratet, die einige Jahre älter war als er selbst, und sie hatte eine Tochter, die zur Zeit der Reformation voll ausgewachsen war. Das Mädchen war sehr bestrebt, an ihren Stiefvater gesiegelt zu werden, und Anderson war ebenso bestrebt, sie als eine Zweitfrau zu nehmen, aber da sie ein gutaussehendes Mädchen war, wünschte Klingensmith von ihr, dass sie ihn heiratete, aber sie weigerte sich. Bei einer der Versammlungen während der Reformation bekannten Anderson und seine Stieftochter, dass sie Ehebruch begangen hätten, und sie glaubten, wenn sie so handeln würden, dass Brigham Young ihnen erlauben würde, zu heiraten, wenn er die Fakten erfahren würde. Ihr Bekenntnis war vollständig, sie wurden wiedergetauft und empfingen die volle Mitgliedschaft. Sie wurden dann dem Bündnis unterstellt, dass, wenn sie noch einmal Ehebruch begingen, Anderson DEN TOD ERLEIDEN SOLLTE. Bald hiernach wurde eine Anklage gegen Anderson vor den Rat gebracht, die ihn des Ehebruchs mit seiner Stieftochter bezichtigte. Dieser Rat setzte sich aus Klingensmith und seinen beiden Ratgebern zusammen; es war DER BISCHOFSRAT. Ohne Anderson irgendeine Chance zu geben, sich zu verteidigen oder eine Aussage zu machen, stimmte der Rat dafür, dass Anderson für das Brechen seiner Bündnisse STERBEN müsste. Klingensmith ging zu Anderson und gab ihm bekannt, dass die Anweisungen die wären, dass er sterben müsste, indem IHM DIE KEHLE DURCHGESCHNITTEN würde, DAMIT DAS AUSFLIESSEN SEINES BLUTES SEINE SÜNDEN SÜHNEN WÜRDE. Anderson, der fest an die Lehren der Mormonenkirche glaubte, erhob keine Einwände, aber erbat einen halben Tag, um sich auf den Tod vorzubereiten. Seine Bitte wurde gewährt. Seine Frau bekam die Anweisung, einen Anzug aus reinem Stoff vorzubereiten, in dem sie ihren Mann beerdigen lassen könnte, und sie wurde informiert, dass er für seine Sünden getötet werden müsste, und sie bekam die Anweisung, denen zu erzählen, die nach ihrem Ehemann fragen würden, dass er nach Kalifornien gegangen wäre.

Klingensmith, James Haslem, Daniel McFarland und John M. Higbee HOBEN im Feld in der Nähe von Cedar City EIN GRAB AUS und gingen in jener Nacht ungefähr um 12:00 Uhr zu Andersons Haus und befahlen ihm, sich bereit zu machen, dem Rat zu gehorchen. Anderson stand auf, zog sich an, verabschiedete sich von seiner Familie und ohne ein Wort des Einwandes begleitete er diejenigen, von denen er glaubte, dass sie den Willen des ‚Allmächtigen Gottes’ ausführten. Sie gingen an den Ort, WO DAS GRAB VORBEREITET WAR; ANDERSON KNIETE SICH NEBEN DEM GRAB NIEDER UND BETETE; DANN SCHNITTEN KLINGENSMITH UND SEINE BEGLEITER ANDERSONS KEHLE VON OHR ZU OHR DURCH UND HIELTEN IHN SO, DASS SEIN BLUT IN DAS GRAB RANN.

Sobald er TOT war, kleideten sie ihn in seine sauberen Sachen, warfen ihn in das Grab und begruben ihn. Sie trugen dann seine blutige Kleidung zu seiner Familie zurück und übergaben sie seiner Frau zum Waschen, als sie nochmals angewiesen wurde, zu sagen, dass ihr Mann in Kalifornien wäre. Sie gehorchte ihren Anordnungen.

Keine derartige Aktion wurde in Cedar City ohne die Anordnung des ‚Rates’ oder des ‚Hohen Rates’ ausgeführt. Ich wurde sofort über Andersons Tod informiert… Die Tötung Andersons wurde damals als EINE RELIGIÖSE PFLICHT und GERECHTE HANDLUNG angesehen. Sie wurde von allen Leuten gerechtfertigt, da sie an dieselben Bündnisse gebunden waren, und das geringste Wort des Widerstandes gegenüber der Behandlung eines solchen Mannes, der sein Bündnis gebrochen hatte, brachte dasselbe Schicksal über die Person, die so töricht wäre, ihre Stimme gegen irgendeine Handlung zu erheben, die auf Anweisung der Kirchenautoritäten vollzogen wurde.“ (Confessions of John D. Lee, fotomechanischer Druck, 1880er-Ausg., S. 282-83)

 

Gustive O. Larson. Professor der Kirchengeschichte an der Brigham-Young-Universität, gibt zu, dass die Blutsühne tatsächlich praktiziert wurde:

„In welchem Ausmaß auch immer das Predigen über die BLUTSÜHNE die Handlungsweise beeinflusst haben kann, so hätte es einen Bezug zum mormonischen Disziplinarprozess ihrer eigenen Mitglieder. In dieser Hinsicht gäbe es einen wörtlich berichteten Fall von einem Herrn Johnson in Cedar City, der des Ehebruchs mit seiner Stieftochter durch ein BISCHOFSGERICHT für schuldig befunden und ZUM TODE ZUR SÜHNE SEINER SÜNDE VERURTEILT wurde. Gemäß dem Bericht ehrbarer AUGENZEUGEN wurde das Urteil mit der Zustimmung des Übertreters vollstreckt, der IN VOLLER ZUVERSICHT DER ERLÖSUNG DURCH DAS VERGIESSEN SEINES BLUTES ZU SEINEM UNGEWEIHTEN GRAB ging. Solch ein Fall, wenn auch primitiv, ist innerhalb der Bedeutung der Lehre und der Auswüchse der Reformation verständlich. (Utah Historical Quarterly, Januar 1958, S. 62, Fußnote 39)

 

Am 15. Februar 1851 berichtete Hosea Stout folgendes in seinem Tagebuch: „Sie bringen neue Nachrichten, dass M. D. Hambleton am letzten Sonntag Dr. J. M. Vaughan wegen eines ähnlichen Verhältnisses mit Mrs. H. tötete, wie es Dr. & Foots Frau letzten Sommer hatten.“ (On The Mormon Frontier; The Diary of Hosea Stout, herausgegeben von Juanita Brooks, Bd. 2, S. 393)

 

Dies war wahrscheinlich derselbe Fall der „Blutsühne“, von dem Sarah S. Leavitt in ihrem Berichtsbuch erzählte:

 

„Die erste Person, zu der ich sprach, nachdem ich Salt Lake betrat, war Dr. Vaun… Er sagte: ‚Nun, Mrs. Leavitt, ich habe mich der Kirche angeschlossen.’ Natürlich war ich froh und voller Hoffnung, dass er von seinen Sünden Buße getan hatte und von ihnen ablassen würde. Aber hierin wurde ich enttäuscht, denn er suchte die Gemeinschaft mit Frauen, und mit der Hilfe von Liebespulvern hatte Erfolg bei der Befriedigung seiner höllischen Begierden. Er wurde mehr als einmal vor die Autoritäten gerufen und bekannte seine Sünden und bat um Vergebung. Ihm wurde vergeben und er sagte, wenn er je noch einmal für schuldig befunden würde, sollte sein Leben die Strafe sein. Er kannte das GESETZ GOTTES, das dies forderte. Er wurde wieder schuldig und wurde ERSCHOSSEN UND GETÖTET. O, die Schwachheit und Verderbtheit des Menschen, ihr Geburtsrecht zu verkaufen für ein Gericht dicke Suppe, oder in anderen Worten, die Errettung ihrer Seelen zu verkaufen für einige Augenblicke fleischlicher Freude.“ (Sarah S. Leavitt Journal, Seite 41)

 

Stout gemäß verteidigte Brigham Young den Mörder und er wurde freigelassen. (Siehe On The Mormon Frontier; The Diary of Hosea Stout, Bd. 2, S. 396)

 

Obwohl viele Mormonen weiterhin an die Blutsühne als Lehre glauben, wird sie in Utah heute nicht praktiziert – mit der Ausnahme, dass Mörder immer noch die Wahl haben, sich erschießen zu lassen. Trotzdem wurde sie im frühen Utah gelehrt und war für den Tod vieler Menschen verantwortlich. In den Kapiteln, die nachfolgen, werden wir viele Fälle der Blutsühne dokumentieren und zeigen, wie sie dazu benutzt wurde, das Mormonenreich aufzubauen.

 

weiter

 

Die "Blutsühne" besagt, dass gewisse Sünden nur durch das Vergießen des Blutes des Übertreters gesühnt werden können, weil das Sühnopfer Christi dafür nicht ausreichen würde.
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